Anfang Mai waren wir für 14 Tage in Orpierre in Frankreich klettern und wollen euch hier eine kurzen Eindruck darüber geben. Orpierre ist ein kleiner Ort in den „Hautes Alpes“ in 700 Metern Höhe mit circa 400 Einwohnern in der Provence nahe Sisteron und Gap, der von vielen Kletterfelsen umgeben ist. In dem aus Steinhäusern gebautem idyllischen Dorf findet man einen kleinen Supermarkt, der eine Bäckerei hat und die nötigsten Lebensmittel zum Verkauf anbietet. Für größere Einkäufe fährt man eher in Richtung Sisteron. Circa 15 km entfernt von Orpierre gibt es hier einen Casino Supermarkt oder den Intermarche. In Orpierre gibt es eine kleine Touristeninformation mit netten Angestellten, zwei Restaurants, zwei Zeltplätze, einige „Gites“ (Ferienwohnungen) und vor Allem einen kleinen Kletterladen (Vertige Sport), in dem wir fast jeden Tag einkaufen waren.
Orpierre hat sich im Laufe der Zeit zu einem interessanten Klettergebiet für Einsteiger und Fortgeschrittene zugleich entwickelt und das fast das ganze Jahr über, da es nur circa 80 Regentage pro Jahr gibt. Im Sommer kann es sehr heiß werden, was für die Kletterer dann eher etwas anstrengend ist. Bei uns waren schon Anfang Mai einige warme Tage dabei (mit 25 – 30 Grad), an denen wir entweder an einer Schattenwand kletterten oder uns die Haut verbrannt haben.
Kletterführer Orpierre:
Einen Kletterführer für die Felsen rund um Orpierre gibt es im Touristoffice. Hier hat man den Vorteil, dass man auch die „neuesten Routen“ drin hat. Wir hatten den Kletterführer „Rockfax – France Haute Provence“ dabei, mit dem wir sehr zufrieden waren. Diesen Kletterführer könnt ihr hier bestellen.
Kletterfelsen:
An den Felsen in Orpierre kann man relativ „sicher“ klettern. Die Hakenabstände von einem bis drei oder vier Metern sind ein Traum. Dafür benötigt man aber für die etwas längeren Routen von circa 25 bis 35 Metern schon 14 Expresssets oder mehr. Von Vorteil ist auf jeden Fall ein 70 Meter Seil.
Die Routen werden in regelmäßigen Abständen von der Gemeinde Orpierre gewartet. Wir haben zumindest keine rostigen oder schlecht geklebten Bohrhaken gesehen. Die Auswahl an Routen ist riesig und die Felsen sind alle leicht zu Fuß zu erreichen. Man läuft vom Ort aus höchstens eine halbe Stunde bis zum Felsfuß. Am Quiquillon gibt es viele Mehrseillängenrouten, welche im 5 Schwierigkeitsgrad anfangen. Besonders schön war die Route „Voyage“ mit vier Seillängen, die an einem Riss entlang verläuft. Die Routen des ganzen Gebiets fangen im Schwierigkeitsgrad 3c an, wo dann auch Anfänger ihren Spaß haben. Der Fels ist meist sehr gut, auch im unteren Schwierigkeitsgrad nicht sonderlich abgespeckt. Die derzeit schwierigste Route ist die „Mission Impossible“ im Sektor Chateau, die mit 8c (on sight) bewertet ist. Die Routen sind alle nach der französischen Kletterskala bewertet.
Empfehlenswert ist auf jeden Fall ein Kletterhelm, da es zu Steinschlag kommen kann.
Bei einem Unfall ist es natürlich gut, schnell Hilfe holen zu können. Hier sind die Nummern für die Notrufzentrale:
Notrufnummern: 18 oder 112 (Handy)
Detaillierte Infos zu den Kletterfelsen rund um Orpierre:
Chateau:
Chateau ist eine sehr schöne Wand, die gegen Nachmittag im Schatten liegt. Ganz links findet man einige leichte Routen im vierten und fünften Schwierigkeitsgrad. Je nach Ferienzeit und Wetter kann es hier sehr voll werden. Im rechten Teil der Wand werden die Kletterrouten um einiges schwerer und überhängend. Hier findet man auch die derzeit schwerste Route in diesem Sektor – Mission Impossible.
Belleric:
Die Wand Belleric ist die meiste Zeit des Tages in der Sonne, also bestimmt nichts für den Hochsommer. Hier findet man viele Routen im fünften und sechsten Schwierigkeitsgrad. An dieser Wand sind auch Mehrseillängenrouten (Multi Pitch) zu finden. Nach einer Mehrseillänge kann man entweder abseilen oder an der rechten Seite des Fels herunterlaufen.
Le Puy:
Le Puy ist der Regensichere Sektor auf der anderen Seite von Orpierre. Gegen Nachmittag wird es hier schattig. Die Routen in Le Puy gehen von 7a+ bis 8a.
Cascade:
Cascade ist ein sehr schöner Sektor direkt an einem kleine Fluss / Bach, in dem man sich auch mal eine Erfrischung holen kann, der aber bei Hochwasser das klettern im rechten Teil der Wand fast unmöglich macht. Es gibt hier einige kurze Kletterrouten in den unteren Schwierigkeitsgraden.
Quiquillon:
Der Quiquillon sieht schon beeindruckend aus, wenn man ihn vom Ortszentrum in Orpierre aus anschaut. Hier gibt es auf der Westseite circa sechs Mehrseillängenrouten. Wir hatten die Route „Voyage“ gemacht, die sehr zu empfehlen ist (4 Seillängen in den Schwirigkeitsgraden 5+, 5+, 5, 6a. Links von dieser Route gibt es noch schwierigere Routen in den Schwierigkeitsgraden 6b, 6c, 7c+ und 7b.
Auf der Süd-Ostseite klettert man meist in der Sonne und gibt es einige kurze Routen in den Graden von 5 bis 7a.
Unterkunft in Orpierre:
Wir waren in den Gîtes les Drailles (Appartements und Hotel), Tel. 0033 (0) 4 92 66 31 20, www.orpierre.info. Der sehr nette Besitzer und gute Koch Pierre-Yves Bochaton schraubt seit 1984 Routen in Orpierre und hat somit circa 50 Prozent aller Routen dort eingerichtet.
Office de Tourisme à Orpierre
Le Village- 05700 Orpierre
Tel. : 04 92 66 30 45
Webseite: www.orpierre.fr
Weitere Infos zu Orpierre:
Parken kann man entweder auf dem Dorfplatz, dem Belleric Parkplatz oder beim Schwimmbad und Supermarkt. Als wir dort waren, hatte das Schwimmbad noch nicht offen. Entweder wurde es saniert oder öffnet erst Ende Mai. Wer Postkarten verschicken möchte, findet diese entweder im Supermarkt oder im Vertige Sport Kletterladen. Ein kleines Postamt gibt es auch in Orpierre. Wer kein Handy hat, kann in zwei öffentlich Telefonzellen mit eine Telefonkarte aus dem Tourist Office oder mit der Kreditkarte telefonieren.
Aktivitäten in der Nähe von Orpierre (hier am besten im Touristoffice erkundigen):
Klettersteig:
„Via Ferrata de la Grande Fistoire“ bei Le Caire: Sehr schöner Klettersteig, bei dem man aber körperlich und geistig fit sein sollte. Mit Höhenangst geht hier nichts. Die Klettersteigsets konnten wir für wenig Geld im Kletterladen in Orpierre ausleihen.
Hier noch ein Link zum Klettersteig: http://www.viaferrata-alpes.com/
Les Gorges de la Mèouge:
Nur circa 20 Minuten mit dem Auto von Orpierre entfernt findet man hier eine tolle Erholungsoase. In der Sonne liegen und zum Abkühlen in den Fluss springen ist hier angesagt. Hier haben wir durch Zufall einen Boulder mit dem Namen „Alex 6b“ gefunden. Wer in dieser Route abrutscht, fällt ins Wasser.
Sisteron:
erst klettern, danach durch das kleine schöne Städtchen laufen und sich im Straßencafe einen Eiskaffe gönnen.
Gap:
Mc Donalds drive in und Decathlon. Aber natürlich auch alles andere einer mittelgroßen Stadt.
In und um Orpierre kann man zusammengefasst:
– Klettern
– Kanu fahren
– Drachen fliegen
– Gleitschirm fliegen
– Wandern
– Fahrradfahren
Bilder von Orpierre:
Fazit:
Orpierre ist einfach genial für einen Kletterurlaub bzw. Aktivurlaub.
Falls wir noch wichtige Infos über Orpierre vergessen haben, schreibt einfach einen Kommentar.
Euer kletterlaune.de Team
Kletterurlaub Frankreich meint
Hi, schöner Artikel und gut geschrieben. Vielen Dank für die vielen ausführlichen Informationen und sehenswerten Bilder.
Herzliche Grüße Joachim