„Super bequemer Highend-Schuh, Komfort, Präzision, Sensibilität, perfekt zum Hooken, einer für alles… “ – das hatte ich vor einem halben Jahr auf der Seite von Scarpa über den neu erschienen Boostic gelesen. Dazu eine Empfehlung vom „Klettern“.
Eigentlich hab ich den passenden Schuh für meinen Fuß, aber vielleicht- so dachte ich- kann der ja noch mehr… Also bestellte ich den Boostic.
Normalerweise kletter ich am Fels den La Sportiva Miura VS in Gr. 39,5. Das ist nicht zu eng, ich kann fast alles damit klettern, selbst der Hook hält. Zum bouldern und am Plastik nehme ich den Dragon von Five Ten in Gr. 42 (sehr eng) und den Pyton von La Sportiva in Gr. 38,5 (eng). Das nur zum Vergleich.
Den Boostic hab ich in Gr. 41 gekauft, nicht zu eng, ohne Schmerzen. Einsatzbereich sollten Routen aller Art, Mehrseillängen und leichte Boulder sein.
Erster Eindruck& Verarbeitung
Der Schuh ist perfekt verarbeitet, keine Klebereste, die Sohle ist etwas hinterschliffen (bei Scarpa irgendwie immer), zwei Klettbänder, 3 Farben. Jetzt fällt sofort auf, dass hier mehrere Vorgängermodelle ihren Einfluss hinterlassen haben. In Teilen erkenne ich den Booster und den Feroce wieder. Leider gibt der Schuh ordentlich Farbe ab!
Der Fuß steigt ohne Probleme ein und mit den 2 Klettbändern lässt er sich ordentlich fixieren. Etwas Luft bleibt in der Ferse.
Passform
Die Zehenbox ist wirklich gelungen. Schlüpft man hinein, saugt sich der Schuh regelrecht an den Fuß. Probleme mit dem großen Onkel, wie beim Booster, hab ich nicht mehr. Die Klettbänder sitzen an der richtigen Stelle und der Mittelfuß wird gut fixiert. Moderate Vorspannung.
Leider hat sich der Schuh mindestens eine halbe Nummer geweitet und damit ist bei mir die Ferse nicht mehr für schwierige Hooks zu gebrauchen. Trotzdem sitzt der Schuh an der Spitze noch gut. Wenn man zwischen 2 Größen liegt, die kleinere bestellen.
Climbing Performance
Ich muss hier vorweg nehmen, dass ich den Schuh eine halbe Nummer zu groß gekauft habe. Damit geht einiges an Vorspannung verloren und die Ferse rutscht. Kleiner hätte ich allerdings ordentlich Schmerzen am großen Zeh. Diese Erfahrung habe ich schon früher mit Scarpa gemacht. War beim Booster so und etwas schwächer beim Feroce.
Der Schuh hat -trotz der etwas hinterschliffenen Sohle- ein super Trittgefühl auf der Spitze und man bekommt den Druck genau auf den richtigen Punkt. Damit kann man auch kleinste Käntchen gut stehen. Die Kehrseite ist, dass genau hier die Schmerzen anfangen.
Der Sohlengummi ist aus Vibram XS Edge, hat etwas weniger Reibung, bietet aber guten Halt auf Kanten. Die Sohle ist sehr haltbar.
Die Klettbänder sitzen nicht so weit vorne wie beim Miura und damit lassen sich die meisten Toe Hooks gut machen. Die hälfte der Zehenbox ist gummiert. Trotzdem bleiben Slipper die bessere Wahl für jegliche Art von Toe Hooks.
Für schwierige Hooks müsste die Ferse besser sitzen/der Schuh kleiner getragen werden. Selbst dann- so befürchte ich- bleibt bei mir Luft in der Ferse.
Fazit
Für die Kletterhalle ist der Scarpa Boostic sicher zu teuer. Mit der richtigen Fußform, kann man diesen Schuh mit Sicherheit für alle Spielarten des kletterns nutzen. Er ist kein wirklicher Spezialist in einer Disziplin, aber ein guter Allrounder.
+ gute Verarbeitung, sehr gutes Trittgefühl mit der Spitze, guter Allrounder
– Sohle ein wenig hinterschliffen, Luft in der Ferse, färbt ab
Richie meint
Ich hab den Boostic auch neben meinem Evolv Shaman aktuell; nutze beide ausschließlich fürs bouldern und der Boostic gefällt mir im direkten Vergleich gar nicht. Weniger Grip, kein ordentlicher Sitz an der Ferse fürs Hooken. Außerdem stört mich, dass der große Zeh nicht ordentlich gummiert ist oben, da geht der Schuh bereits kaputt, da hier nur Obermaterial drauf ist.
Also insgesamt bin ich mit dem Schuh nicht zufrieden und würde ihn nicht weiterempfehlen.
Markus meint
Hallo.
Also das die Sohle hinterschliffen ist, ist sicher kein Produktionsfehler in der Verarbeitung sondern bei Schuhen mit viel Downturn ist das absicht und eigentlich bei jedem guten Hersteller so.
Die Sohlenkante wird in einen Winkel geschliffen, dass der Schuh dann wenn sich die Vorspannung auseinander zieht und der Schuh sich biegt, die Sohlenkante nach dieser Dehnung quasi wieder 90° hat.
Man muss bei Schuhen mit Downturn eben die Dehnung berücksichtigen weil man die Tritte mit solchen Schuhen eben von unten ansteigt, ein wenig so als ob man einen „Gummihaken“ einhängen würde an den Tritten
Ich hatte schon Schuhe bei denen nicht „hinterschliffen“ war und gerade die sind dann schlecht auf kleinen Tritten weil die Sohlenkante vorne über steht und man über alle kleinen Tritte abrollt.